Anlässlich des Jahres der Schiedsrichter haben wir ein Interview mit unserem Schiri Ulf Schmidt gemacht und viele interessante Einblicke in das Leben eines Schiris erhalten. Teil 1 des Interviews gibt es diese Woche und Teil 2 folgt dann nächste Woche. Teil 2 enthält die Frage, warum man Schiri werden sollte sowie ein Plädoyer der DJK Balzfeld. Viel Spaß beim Lesen!
Name Ulf Schmidt (53)
Funktion im Verein Schiedsrichter – seit 2016
Einsatzklassen Schiedsrichter bis Kreisliga / Assistent bis Verbandsliga
Wie bist Du zur Schiedsrichterei gekommen?
Wie bei so vielen – durch Zufall! Als damaliger Spielausschuss im Verein ist man „Mädchen für alles“! Also auch dafür, bei Testspielen zu pfeifen, weil man als kleiner Dorfverein auf jeden Cent angewiesen ist. Hierbei habe ich für mich entdeckt, wie viel Spaß das Thema „Pfeifen“ machen kann. Als Vereinsvertreter an der Seite trägt man schon immer seine „Vereinsbrille“! Jetzt setzt Du die auf einmal ab und versuchst, Dich neutral zu verhalten! Das ist von der einen auf die andere Sekunde ein völlig veränderter Blickwinkel! Es ist leicht, von außen die Dinge anders zu sehen und zu sagen: „Was pfeift der heute wieder für einen Mist zusammen!“, „Das kann ich doch allemal besser!“
Also – sagte ich mir! Beweise es, dass Du es wirklich besser kannst! Und so habe ich mich zum Lehrgang beim Fußballkreis Heidelberg angemeldet, die Prüfungen abgelegt und wurde Schiedsrichter! Inzwischen wurde es zu meiner Leidenschaft und stellt einen unverrückbaren Ausgleich zu meiner Tätigkeit im Beruf dar!
Wie würdest Du Deinen Pfeifstil beschreiben?
Es ist ein riesengroßer Unterschied, wie man zur Schiedsrichterei kommt! Viele meiner Kollegen haben sehr jung angefangen und daher oft maximal noch in der Jugend, bis sie 15 oder 16 Jahre alt waren, selbst gespielt. Sie kennen den Herrenfußball somit nicht als aktiver Spieler! Danach richtet sich meiner Meinung nach auch der Pfeifstil der einzelnen Schiris! Die Kollegen, die lange selbst gekickt haben, neigen in der Regel dazu, das Spiel laufen zu lassen und wenig zu unterbrechen. So ist das auch bei mir. Nicht jeder Kommentar und jede Reklamation ist auch gleich mit einer Karte zu ahnden. Natürlich gibt es Grenzen auf und neben dem Platz – und die setzt man durch seine Autorität und den Stil in den ersten 20 Minuten während des Spiels! Ergo: Laufen lassen und kommunizieren! Versuche, Teil des Spiels zu sein und sei Partner der Spieler! Wenn die Jungs es annehmen, dann ist alles gut!
Was war die kurioseste Situation als Schiedsrichter?
Wie der Zufall der Frage es will! Jüngst leitete ich ein Spiel in der Kreisliga Heidelberg! Das „Handballergebnis“ zwischen SGK HD (U23) und Pfaffengrund von 8:6 war sicher sehr außergewöhnlich! Kurios war sicher auch, als ich bei einem Spiel zum Anpfiff pfeifen wollte, und nach der Seitenwahl festgestellt hatte, dass ich sowohl meine Pfeife, als auch meine Uhr in der Kabine vergessen hatte! Eine gute Vorbereitung und Konzentration sind eben bei aller Routine doch wichtig!
Hast Du ein Ritual vor den Spielen?
Genau wegen des zuvor geschilderten Vorfalls: Alle Utensilien werden penibel nach der Ankunft in der Kabine zurechtgelegt und vor Verlassen der Kabine nochmal geprüft! Dann kann es immer gut ausgestattet losgehen!